Ideologie und Glühwein

Gespeichert von mark.gasser am 13. November 2020 - 17:51

Der Gastronomie steht das Wasser bis zum Halse. Wegen Corona und den behördlichen Massnahmen fehlen viele Kunden. Wo man früher für ein Mittagessen reservieren musste, ist die Gaststube in diesen Tagen leer. Firmen-Weihnachtsessen werden reihenweise abgesagt. Auch die Höcks der Vereine oder der Jass-Stammtisch fallen weg. Bürgerliche Politiker bemühen sich um Hilfe. Marc Bourgeois und Jürg Sulser, beides KMUler und aktiv im KGV, verlangten im Zürcher Kantonsrat, dass seitens Kanton Erleichterungen für das von Covid-19 besonders betroffene Gewerbe während der kälteren Jahreszeiten vorgesehen werden. Beispielsweise die Aufhebung des Verbots von Heizungen im Freien (bspw. Heizpilze oder Heizstrahler) und die vereinfachte Bewilligung für Fahrnisbauten wie Zelte und Baracken. Dies soll aus gegebener Dringlichkeit gleich kantonal gelten.

Der Regierungsrat lehnt das Ansinnen ab. Er ist nicht gewillt, Ausnahmen zu machen. Er versteckt sich hinter Paragraphen und ökologischen Argumenten. Heizpilze seien heute bereits möglich, müssten aber mit erneuerbaren Energien betrieben werden, so der grüne Baudirektor Neukom.

Mitte November wurde der Vorstoss im Kantonsrat behandelt. Wer nun hoffte, dass mit dem Beginn der kalten Jahreszeit das Verständnis für die Forderungen des Vorstosses gewachsen ist, wurde enttäuscht. Die Ratsmehrheit lehnte die Erleichterungen für die Gastronomie ab. Die Voten im Kantonsrat zeigen: Es geht weniger um Vernunft, als mehr um Ideologie. Die SP möchte staatliche Essensgutscheine für die Bevölkerung, für die GLP ist die Aufhebung des Verbots herkömmlicher Heizpilze unverhandelbar, die EVP stört sich über den Eingriff in Gemeindekompetenzen. Baudirektor Neukom rief die Bevölkerung auf, bei Gelegenheit einen Glühwein mehr zu trinken. Trauriges Fazit: Viel heisse Luft links der politischen Mitte, doch die Gastronomen werden alleine in der Kälte gelassen.