Feuerwerk an Ideen zur KMU-Förderung

Gespeichert von mark.gasser am 07. April 2020 - 19:04

Die Schockstarre nach dem Shutdown scheint überwunden zu sein – aktives Gestalten statt passives Abwarten macht sich breit. Um den lokalen Einkauf zu promoten, haben sich in allen Ecken der Schweiz Portale hervorgetan, die sich in Windeseile verbreiten. Da ist es manchmal schwer, den Überblick zu bewahren. Auch der KGV erhält täglich viel erfreuliche Post mit guten Ideen. Anbei einige Beispiele. 

Tatkräftig arbeiten viele Gruppierungen, Organisationen und Vereine in diesen schweren Zeiten an der breit angelegten Vermarktung von Angeboten bei indirekt oder direkt von den Corona-Massnahmen betroffenen KMU, von denen nicht alle wissen. Darunter auch viele Gewerbevereine oder Verbände. Der Gewerbeverein Geroldswil-Oetwil (GVGO) hat Ende März einen Onlineshop für Solidaritätsgutscheine freigeschaltet. Hier können Kunden Gutscheine erwerben und auswählen, welchem Geschäft der eingezahlte Betrag zugute kommen soll. Wir erinnern uns: Auch ein findiger Drogist im Rafzerfeld hat sich selber kurzerhand als Gutschein-Käufer hervorgetan.

Zehn Tage nach dem Start der Gutscheinangebots waren gestern bereits 31 teilnehmende lokale KMU auf der Seite registriert. Derweil könnte die Nachfrage noch etwas höher sein: 65 Gutscheine im Gesamtwert von 3200 Franken wurden erworben. Die Solidaritätsgutscheine haben einen Wert zwischen 20 und 200 Franken. Davon können beliebig viele erworben werden. Wenn die Firmen und Geschäfte nach der Krise wieder geöffnet sind, können sie dort eingelöst werden. «Mit dem Kauf von Solidaritätsgutscheinen können Sie mithelfen, den Schaden zu begrenzen, den diese Unternehmen erwartet», schreibt der GVGO auf dem Gutschein-Verkaufsportal. Der Gewerbverein sei bestrebt, «das lebhafte Gewerbe in unserer Limmattaler Region zu beleben».

Originell tut sich auch der Handwerk- und Gewerbeverein Thalwil hervor. Nach einer Sondersitzung des Vorstandes setzte der HGV Thalwil entschlossen Massnahmen zur Unterstützung der lokalen KMU um. Dazu gehörte der Aufbau eines Portals «Covid-19 Spezial» für die Angebote des Gewerbes in der momentanen Krisensituation vom Goldschmied bis zum Fitnessstudio. Eine originelle Idee hatte beispielsweise die Firma «Kolibri’s Kinderschuhe»: Wer Fusslänge, Geschlecht und Fussbreite mitteilt, erhält Fotos der Ladenbetreiberin mit Vorschlägen für mögliche passende Modelle.

Der Präsident des HGV Thalwil, Christian Kling, hat sich kurzerhand für einen Livechat anerboten. Über Facebook nahm Kling Stellung und beantwortete am 26. März gemeinsam mit Vorstandskollegen Fragen zu den Massnahmen von Bund und Kanton. Unter anderem erklärte er da, was der KGV oder der Gewerbeverein an koordinierenden Massnahmen oder solche zur Standorförderung unternehmen. Aber auch über lokale Restaurants wird informiert, oder über corona-spezifische Angebote, wie dem Schaufenstershopping eines Ladens. Das LAtelier 13 in Thalwil, eigentlich ein geschlossener Laden für Accessoirs und Deko und gleichzeitig ein Atelier, liefert auf Anfrage die Produkte nach Hause. «Eine simple Methode und Alternative zur Programmierung eines Online-Shops», weiss Kling. Der Hauslieferdienst hat da, wo möglich und sinnvoll, fast flächendeckend Einzug gehalten: Ein Mitglied liefert auch Pflanzen und Blumenerde nach Hause – warum nicht? Schliesslich ist es Frühling und die ganzen Baumärkte sind geschlossen.

Klings Idee greift: Gewerbebetriebe melden sich proaktiv bei ihm und dem HGV-Vorstand – mittlerweile ist die Facebookseite «Covid – Wir für Thalwil» mit bereits knapp 600 Mitgliedern auch ein Begriff in der Gemeinde. Und für den Vorstand des HGV Thalwil sind Videokonferenzen mittlerweile kein Fremdwort: «Wir sind ein recht grosser Vorstand. Da ist es noch aufwendiger als anderswo bei der Terminabstimmung», sagt Präsident Kling. «Wir fassen jetzt auch Vorstandsbeschlüsse per Videokonferenz, etwa für Notausgaben für Druckgeschichten. Da geht der Antrag in die WhatsApp-Gruppe des Vorstands. Dann gibt jedes V-Mitglied Daumen Hoch oder runter – dann ist das beschlossen. Das ist unser schnellstes Instrument.»

Natürlich sind auch kleinere Vereine wie der Gewerbeverein Turbenthal und Umgebung aktiv. Dieser lancierte eine Aktion von Mitgliederangeboten rund um die Corona-Krise, die gut angelaufen ist. Von der Selbstbedienung im Blumenladen bis zum Werkzeugladen, wo die Bestellung vor der Türe abgeholt werden kann – die Auflagen des Bundes werden einfallsreich erfüllt, ohne den Betrieb ganz einstellen zu müssen. Analog dazu hat der Gewerbeverein Wallisellen eine Plattform aufgebaut, auf der das lokale Gewerbe und der Detailhandel etwa durch Bestellungen per Telefon oder E-Mail, über den Onlinehandel oder persönlicher Auslieferung vielfältige Möglichkeiten bietet. 

Weitere Angebote und Übersichts-Links

Zwei Zürcher, Vera Brannen und Patrick Baumgartner, haben am 20. März das Portal gemeinsam-schaffen-wir-das.ch lanciert, eine kostenlose Plattform zur Unterstützung des lokalen Gewerbes & Detailhandels. «Wir wollen Mut und Zuversicht spenden», schreibt Vera Brannen dem KGV. «Wir haben bereits mehrere hundert Einträge, der Bedarf scheint da zu sein.» Mittlerweile sind es genau genommen 790 Einträge aus 175 Standorten aus der ganzen Schweiz. Die meisten (235) bieten Produkte und Dienstleistungen aus dem Bereich Lebensmittel & Getränke an: So wird Honig nach Hause geliefert, Menus auf Facebook und Instagram werden angepriesen, oder sogar Yoga-Stunden im Livestream.

Haben Sie auch langsam Lagerkoller, immer zu Hause in den eigenen vier Wänden abgeschottet vom Leben zu sein? Menschen mit psychischen Belastungen und Ängsten treffen die soziale Isolation sowie Verunsicherungen aufgrund der Corona Pandemie besonders hart. Aus aktuellem Anlass macht Pro Mente Sana die Internetplattform www.inclousiv.ch öffentlich zugänglich, wo auch der Austausch über psychische Gesundheit möglich ist. Sie soll bereits 5000-6500 Besuchende pro Tag haben. Nebst einem Forum oder Beratungsmöglichkeiten gibt es hier auch abends jeweils einen Live-Chat mit einer Fachperson. «All die vielen Selbsthilfegruppen können sich ja im Moment nicht physisch Treffen», schreibt ein User dankbar.

Einen guten Überblick via Landkarte über knapp 80 weitere Gruppen mit Unterstützungsangeboten im Kanton Zürich – darunter hauptsächlich Nachbarschaftshilfen und Gemeinde-Hilfsaktionen – bietet die Plattform Hilf-Jetzt: Zusammen gegen Corona.