Gewerbegruppe Kantonsrat informierte sich über die Stellenmeldepflicht

Die Stellenmeldepflicht für Arbeitgeber in Branchen mit hoher Arbeitslosenquote gilt ab kommendem Juli. Dabei soll der Aufwand für Arbeitgeber gering sein, ist sich Bruno Sauter, Chef des Amtes für Wirtschaft und Arbeit im Kanton Zürich, sicher, wie er gegenüber der Gewerbegruppe Kantonsrat erklärte.

Am Montag, 11. Juni trafen sich die Kantonsrätinnen und Kantonsräte, die Mitglied der KGV-Kommission Gewerbegruppe Kantonsrat (GGKR) sind, zur Plenarsitzung im Zunfthaus zur Waag. Nach der Erneuerungswahl des Ausschusses der GGKR - alle Mitglieder und auch Obmann Hans Heinrich Raths wurden im Amt bestätigt - referierte Bruno Sauter, Chef des kantonalen Amts für Wirtschaft und Arbeit (AWA), über die bevorstehende Stellenmeldepflicht. Ab 1. Juli müssen Betriebe in Branchen mit einer schweizweiten Arbeitslosigkeit von mindestens acht Prozent, offene Stellen den entsprechenden RAV melden. Im Kanton Zürich müssen diese Meldungen an das Stellenmeldezentrum gelangen, das innert drei Arbeitstagen passende Dossiers zusendet. Der Arbeitgeber hat während fünf Tagen eine Sperrfrist und darf kein Stelleninserat publizieren, hat andererseits aber keine Pflicht, die vorgeschlagenenen Stellensuchenden zu einem Vorstellungsgespräch einzuladen und muss Absagen auch nicht begründen.

Schwellenwert sinkt ab 2020

"Der Aufwand hält sich durchaus im Rahmen", erklärte der AWA-Direktor und stellte in Aussicht, dass sein Amt in den ersten Monaten vor allem beratend zur Seite stehen werde. Kontrollen und allfällige Interventionen für Arbeitgeber, die sich nicht an die Meldepflicht hielten, werde es aber auch geben. Betroffen von dieser Meldepflicht sind 19 Berufsarten mit rund 270 Berufsbezeichnungen. Durch diesen sogenannten Inländervorrang wird eine Anforderung der Masseneinwanderungsinitiative umgesetzt. Im Kanton Zürich rechnet man mit etwa 10'000 Meldungen jährlich. Dafür sei sein Amt gerüstet, betonte Sauter. Ab 2020 sinkt der Schwellenwert auf fünf Prozent. "Dann dürfte es auch für uns anspruchsvoll werden." Denn damit steige die Anzahl der betroffenen Berufsgruppen deutlich. Entsprechend wichtig sei die IT-Unterstützung bezüglich System und Matching.

Der AWA-Chef nutzte das Referat auch, um einige Tätigkeitsfelder und aktuelle Herausforderungen seines Amts mit über 900 Mitarbeitenden aufzuzeigen. Löhne seien mehrdimensional relevant, erklärte Sauter. Gerade die ausbildungspolitische Dimension sei wichtig. "Wenn ein junger Berufseinsteiger mit einer drei- oder vierjährigen Lehre gleich viel verdient wie eine ungelernte Hilfskraft auf der Baustelle, hat das sicherlich auch Auswirkungen auf die Berufswahl." Weiter zeigte er auf, was in Bezug auf Schwarzarbeit unternommen werde und welche Chancen und Risiken auf die Arbeitnehmer über 50 warten. Insgesamt sei die Arbeitslosenquote über 50-Jähriger auf dem Zürcher Arbeitsmarkt nicht auffällig. Personen über 50 seien aber mit speziellen Herausforderungen konfrontiert, insbesondere wenn sie gering qualifiziert sind. Auch dauere die Stellensuche in der Regel länger als bei den Jungen. In diesem Zusammenhang lobte er die soziale Verantwortung der Zürcher KMU. "Diese können es sich nämlich gar nicht leisten, erfahrene Mitarbeitende auf die Strasse zu stellen und durch einen unerfahrenen Jungen zu ersetzen."

Nach einer Diskussions- und Fragerunde schloss KGV-Präsident Werner Scherrer die Plenarsitzung mit dem Hinweis, wie wichtig eine gute Beziehung zum Chef des AWA sei. "Wäre jemand an seiner Stelle, der uns weniger wohlgesinnt wäre, er könnte uns richtig weh tun."